Mittwoch, 14. September 2011

Von Rotationen und Sonnencreme

In meinem letzten Eintrag hab ich so schön meine Coolness vor der Abreise, meine Überlegungen (und Hoffnungen?) darüber, dass ich vielleicht ab und zu nervös sein werde, hin und wieder traurig, aber keine schlimmeren Gefühlsausbrüche, beschrieben.


Und was ist jetzt?


Seit Tagen rotiere ich im Minutentakt durch die Wohnung, bei einer Drogeriemarktkette hab ich schon Hausverbot, weil ich stundenlang vor den Sonnenschutzmittel stehe und abwege, welchen Schutzfaktor ich wählen soll, sprühen oder doch schmieren besser ist und damit die Kunden verschrecke.
 
Den Tramperrucksack hab ich schon vor einer Woche gepackt und muß jetzt wieder mühsam Nagelfeile und Ladegerät heraussuchen, weil die Fingernägel halt auch bis zum Abflug noch wachsen und physikalische Gesetze physikalische Gesetze bleiben und sich diverse Akkus nicht ausnahmsweise mir zuliebe von selbst wieder aufladen.
 
Die Packliste kann ich inzwischen auswendig von hinten aufsingen, so oft hab ich sie schon überflogen und die Katzen flüchten mittlerweile unters Bett, wenn ich mích ihnen mit unerschöpflicher Liebe im Herzen nähere.
 
Aber sonst ist alles (fast) gut!
 
Seit 10 Tagen arbeite ich nicht mehr. Das wissen alle: Chef, KollegInnen, meine eingeschulte Nachfolgerin, die schon arbeitet und sogar das AMS. Nur bis zu meinem Arbeitgeber hat es sich noch nicht herumgesprochen, denn als"karenziert" gemeldet bin ich immer noch nicht. Was etwas ungut ist, denn ohne diese Meldung gibts kein Geld vom AMS. Und ohne Geld bin ich schneller wieder da, als mir lieb ist. Aber davor hat mich die AMS Lady eh gewarnt. Also bleib ich mal ganz relaxed
Die letzte Impfung wurde abgeholt und erfolgreich in mein Immunsystem integriert.
Das Moskitonetz wurde mit hochtoxischer Insektentötungssubstanz imprägniert und die Haut an meinen Fingern wird auch irgendwann wieder nachwachsen.
Eine Grazer Versicherung, bei der ich die Reiseversicherung abschließen wollte, hat mir zuerst falsche Versprechungen gemacht, mich dann glatt vergessen und als ich mich selbst gemeldet hab, haben sie sich aufs feigste herausgewunden. Mal schauen, ob ich ihnen diese Woche noch ein Päckchen Frust und "Nicht-mit-mir!" vorbeibringe.
US Dollar sind in Millardenhöhe umgetauscht, jedenfalls fühlt sich der riesige Pack Ein-Dollar Noten so an.
 
Mit der Hausärztin hab ich eine umfassende Reiseapotheke zusammengestellt, mit der ich in Tansania mein eigenes Krankenhaus eröffnen werde.
Damit ich alle verschreibungspflichtigen chemischen Keulen auch bekomme, hat sie mir eine Diagnose "erfunden": Viraler Harnwegsinfekt mit Soor bei Antibiotikerunverträglichkeit, sowie ein Insektenstich mit allergischen Reaktionen.
Verdammt und ich arbeite nicht mehr, um in Krankenstand gehen zu können!
 
Das Buch "Kulturschock Tansania" wurde ausführlich studiert und seitdem weiß ich auch nicht mehr so recht, was ich da drüben eigentlich verloren habe.
Gottseidank sind Bücher dazu da, sich aus ihnen das, was man für sich braucht, herauszuholen und den Rest zu vergessen. Und für alles andere beauftrage ich einfach einen Schamanen oder Hexer.
Der Herzallerliebste ist eifrigst dabei, mich zu unterstützen und herzallerliebts zu sein. (Was sehr schön ist und mich darauf konditioniert, vielleicht doch öfters für eine längere Zeit zu verreisen! Einfach nur wegen dem "Vorher".)
Und er ist bisher auch noch nicht unters Bett geflüchtet. Kann aber auch daran liegen, dass er nicht drunter passt. (Der Platz wird schon von zwei Katzen besetzt!)
Übrigens: Den Hausarrest hat er noch nicht aufgehoben. Ich werd ihn dann am Flughafen daran erinnern.
Sieht so aus, als hätte ich alles beisammen. Und dennoch rotiere ich wieder eine Runde.
Alkohol hilft da ganz gut. Und Drogen. (Die Reiseapotheke will ich aber nicht anrühren, die soll vielen Menschen helfen!) Nachmittagssitcoms im Fernsehen. Den Herzallerliebsten im Stundentakt im Büro anrufen und mit unwichtigen Fragen nerven. Sonnencremen kaufen gehen. Katzen knuddeln, wenn sie mal zum Fressen hervorkommen. Und das Ein- und Auspacken von Nagelfeilen.
 
Was ich jetzt noch brauche?
Vielleicht eine Portion Glück! Ob es die im Drogeriemarkt gibt?

1 Kommentar:

  1. Da ich deine Katzen kenne, würde ich ihnen gerne Asyl anbieten! Dein Schwesterherzchen

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