Mittwoch, 28. September 2011

Das Ende der Welt und wie man hinkommt

Passanten auf dem Weg
zum Ende der Weld
Ja, ich war schon an mehreren Weltenden. Da waren das Nordkap und dann zwei Weltenden in Portugal, irgendwas mit Capo. Sind alle super, vor allem, wenn man – so wie ich – fest daran glaubt, dass die Erde eine Scheibe ist. Gut, wenigstens für den einen Augenblick, an dem man an irgendeinem nördlichsten, südostsüdlichsten, ostwestnordöstlichsten oder sonstwo Punkt steht.



Das ist so ziemlich der schönste Teil der ganzen Straße
Diesmal steh ich an keinem „geographisch wegen der Himmelsrichtung“ Ende der Welt, sondern an einem, das sich so anfühlt, als wäre es genau dieses Ende. Weil vor mir der Boden etliche hundert, wenn nicht sogar tausend Meter steil abfällt. Und zu meinen Füßen, soweit das Auge reicht, ebene Steppe, ein Stausee, ein paar kleinere Hügel und sonst nur mehr Horizont liegt.
Ich steh am Mambo View Point, eine der höchsten und aussichtsreichsten Gebiete in den Usambaraberge und wahrscheinlich auch was nord- oder was nordnordöstliches genannter Berge.
Erntezeit

Hin und wieder wird wieder aufgeforstet - dort,
wo der Boden nichts mehr her gibt.
Neben mir lässt sich Thed, gebürtiger Ami (lebt aber fast schon sein ganzes Leben in Tansania) die großartige Vogelwelt des Gebietes von Valery, dem Belgier, der mit mir von Mombo nach Lushoto ein Taxi geteilt hat, erklären.
Trine und Maria, zwei norwegische Voluntärinnen, die auch mal aus ihren Gastfamilien raus sollten, damit sie was von Tansania sehen, sind mit dabei.
Gemeinsam meistern wir eine abenteuerliche Anreise, die ohne Vierradantrieb nicht möglich wäre. Aber es ist Theds Auto und er wird schon wissen, was er tut.
Gemütliches Hotel
Ganz spontan hat es sich ergeben, dass mich Thed, dessen Frau in meinem Hostel gerade ein Seminar leitet und daher unabkömmlich ist, gefragt hab, ob ich ihn zum Mambo View Point begleiten will, woraufhin ich natürlich eingewilligt hab.
Dort kommt man doch sonst nur mit einer Mehrtageswanderung oder mit recht teurem Privatchaffeur oder mit einem Dala Dala hin.

Ein "Twohorned Usambara Chamäleon"
Ersteres will ich sowieso in ein paar Wochen mit meinem Besuch aus Österreich machen und von drittem ist aufgrund dieser Straßen eher abzuraten. Außerdem soll das Dala Dala nur einmal am Tag fahren und auch nicht direkt dorthin, sondern in einen Nachbarort.
Vor allem nachts lustig zu befahren
Also leiste ich mir zweites – mit dem Unterschied, dass ich grade mal Theds Kaffee zahlen darf und sonst nichts. Als Gegenleistung stelle ich mich als Kartenleserin zur Verfügung, was ich trotz reiner Touristenübersichtskarte mit einem Milliardenmaßstab ganz gut hinbringe. Trine und Maria werden auf die Rückbank verfrachtet, wo sie als norwegisch-sprachliche Hintergrundgeräusche eine ebenso wichtige Aufgabe übernehmen.

Hier ist schon Wohlstand eingekehrt
Überall Ackerbau

Von Lushoto aus sinds gute 60 km, die wir zurückzulegen haben. In fast zweieinhalb Stunden werden wir uns, bzw. der Range Rover, über Sandpisten winden, fast unberührten Urwald passieren, durch Dörfer fahren, in denen die Kinder laut „Wazungu“ rufend und wild winkend neben dem Auto herlaufen – weil wir hier wirklich noch ungewöhnliche Erscheinungen sind – und massive Bodenerosionen aufgrund aggressiver Abholzung und intensivem Ackerbau sehen.

In our bridges we trust
Wir werden einem Chamäleon beim Überqueren der Straße behilflich sein, Affen am Straßenrand beobachten, als Brücke getarnte Holzbretter ausprobieren, um dann eine traumhafte Aussicht nach Norden zu geniesen.


Warten auf die nächsten Muren
Nach dem Besuch der Mambo View Point Lodge und deren komfortablen (und günstig bewohnbare) Zelte und dem Kennenlernen der Besitzer Herbert und Marion aus Holland, beschließe ich, in ein paar Wochen hier ein paar Nächte zu verbringen.


Braves Brumm Brumm
 So wohl und frei und in Frieden hab ich mich schon lang nicht mehr gefühlt. Außerdem engagieren sich die Besitzer sehr in den umliegenden Dörfern und haben etliche kleine Projekte zur Verbesserung der Infrastruktur für die Bewohner am Laufen und suchen dafür immer wieder Voluntäre, die mitarbeiten.
Vielleicht kann ich mich bei ihnen sinnvoller einbringen, als es mir derzeit möglich ist. (Mehr dazu in einem folgenden Post.)
Das sind aber schöne Aussichten!

Zuerst heißt es aber wieder: „Wenn möglich noch heute und ohne schwere Verletzungen – Gesäß- und Schädeldeckentraumata ausgeschlossen – wieder nach Lushoto zu kommen.“
Wir finden eine besser befahrbarere Straße zurück, müssen zwar in der letzten Stunde vor Ankunft im Dunkeln fahren, setzen noch Trine und Maria daheim ab – ach ja, die waren ja auch mit dabei – und schaffen es, gegen Ende des Abendessens wieder im Hostel zu sein.

Sonne kommt durch
Sonnenuntergang in den Usambara Moutains

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