Montag, 5. September 2011

Nord-Süd-Weitwanderweg: Ein neuer Versuch

Wollt ich doch vor meiner Abreise nach Tansania noch den "Steirischen Teil" des 05ers fertigmachen. Von Seewiesen bis Trofaiach. Lückenschluss sozusagen.

Wäre sich auch fast ausgegangen, wenn es nicht schon wieder am Wasser gescheitert wäre. Diesmal nicht (nur) an zuviel Wasser (von oben), sondern auch an zuwenig Wasser (unten).



In Kapfenberg gibts
immer frische Eier!
Der Herzallerliebste begleitet mich diesmal, als ich frühmorgens den Zug besteige. Frisch und ausgeschlafen, wie er nunmal ist, wenn er am Sonntag vor 10:00 aufsteht, erfreut er mich mit seiner Gesellschaft und seiner überdurchschnittlich fröhlichen Gesprächigkeit.

Diesmal passen auch die Socken und das Wetter. Ab Bruck gibts zwar den typischen Bodennebel, aber als wir mit dem Bus Richtung Seewiesen (974m) transportiert werden, kämpft sich schon vielversprechend die Sonne durch.

Bodennebel is eh schööön!
Wir marschieren erstmal ohne Höhenmeter zu machen den Schotterweg entlang und müssen etlichen Autos und deren Insassen ausweichen, die so weit wie möglich den Berg hinauffahren wollen, um ja nicht zuviel Bewegung machen zu müssen.

Der Herzallerliebste und ich sind wieder gut drauf (Ersterer erwähnt nur mehr alle fünf Minuten, dass es so heiß ist und dass er eigentlich lieber daheim im Bett schlafen würde - also eindeutig extrem motiviert!) und so überholen wir dann einige der Insassen, die angesichts der plötzlichen Fortbewegung auf den eigenen Beinen bergauf doch etwas überfordert zu sein scheinen.
Felsenmänner bewachen den Weg

Heiß ist es wirklich, denn weg ist der Nebel und die Sonne brutzelt uns schon um neun Uhr morgens auf unserem Weg rauf zur Florlhütte.
Die Gegend ist herrlich abwechslungsreich, es geht bergan durch Mischwald und nach der Hütte queren wir ein ausgetrocknetes Bachbeet, steigen entlang imposanter Felswände über den Höllsattel hinunter in den langgestreckten Höllboden, bevor es recht steil rauf zur Voisthalerhütte geht.

Blick zurück auf den wunderschönen Höllboden













 
Kurz vorm Graf Meran Steig
Dort wird pausiert und beim Wirten Wasser aufgefüllt. Spätestens ab der Voisthalerhütte verabschieden wir uns von den "Spaziergängern", die sich zur Belohnung ihrer Leistung einen ordentlichen Schweinsbraten und Germknödel mit Vanillesauce leisten, bevor sie zum Auto zurückkullern.
Der Herzallerliebste würde auch eindeutig eben erwähnte Variante bevorzugen, als wir vorm Graf Meran Steig stehen und ihm bewusst wird, an was genau wir uns da annähern.

Gipfel in Sicht und doch soooo weit weg
Die Obere Dullwitz, die wir gottseidank hinter uns haben
Der Aufstieg ist in der Mittagshitze wirklich nicht ohne und mit riesiger Erleichterung merken wir, dass wir uns dem Ende des Steigs nähern, als uns ein kühles Lüfterl um die Ohren bläst.

Zum Hochschwabgipfel (2277m) zaht es sich dann dezent und der Herzallerliebste ist so ziemlich der Ärmste, den es weltweit grad gibt.


 
Brav harrt er beim Gipfel aus, während ich mich abhetze, um Fotos zu machen, die Berge rundumher zu studieren, einen Müsliriegel zu verschlingen und uns ins Gipfelbuch einzutragen.
 
Dann können wir endlich weitergehen. Jetzt gehts bergab, meistens jedenfalls, mit ein paar Kletterpartien und Steinböcken neben dem Weg. Nichts besonderes halt.
Der Obercoole und die Fast so Coole am Gipfel
Hangneigungsausgleich
durch Körperanpassung
Bis zur Häuslalm (1526m) sinds doch einige Höhenmeter und schön langsam macht sich Müdigkeit und Knie Aua breit, die Sonne brennt nach wie vor unbarmherzig aufs Hirn und die Sigg Flaschen verstauben bald innerlich. Und weit und breit in der anfangs sehr öden, weiter unten sehr liebreizenden Gegend gibt es keine Quelle, nicht mal eine Lacke, aus der man feuchtes Kehlenbenetzungselixier schöpfen kann.


 
Sonnenliegen für Bergbewohner
Erst der romantisch gelegene Sackwiesensee deutet auf Wasser hin, allerdings sind es von dort nur mehr ein paar Meter zum Etappenziel, der Sonnschienhütte auf der  - no na - Sonnschienalm mit ihren sprudelnden Bier- und Radlerquellen.


 
Sackwiesensee
Alkohol scheint dort den ganzen Tag über schon reichlich geflossen zu sein, denn der Chef des Hauses ist stockbesoffen. Er schafft es gerade noch, uns das 6Bettzimmer, dass wir alleine bewohnen, zu zeigen. Etwas später wird er dann von seinen getreuen Angestellten aus dem Blickfeld seiner Gäste geschafft.
(Von der Homepage des ÖAV erfahre ich, dass ab Mitte September ein Pächterwechsel - und eine damit verbundene eine Schließung bis Jahresende - bevorsteht. Ich will mal hoffen, dass der neue Pächter etwas nüchtener mit seiner Arbeit beginnt!)
Die Speisekarte fällt aufgrund der hohen Besucherzahl tagsüber schon etwas dürftig aus, aber die Spagetti schmecken und die Radlerquelle sprudelt noch.

Wir fallen gegen 20:00 ins Bett und ich schlafe sogar etwas bis zum nächsten Morgen, nachdem ich die Vertiefung in der Matratzenmitte mit einigen Decken ausgeglichen hab.
Und wir denken schon, wir sind allein unterwegs
Der nächste Morgen beginnt mit einem Sonnenaufgang und dem "Take Five" Weckton meines Handys.
Das etwas kagere Frühstück bestehend aus zwei Scheiben trockenem Brot, etwas Butter und Marmelade wird mit Kaffee runtergespült und wir machen uns auf den Weg.

Der Herzallerliebste ist wieder überraschend frisch und motiviert und so ziehen wir entlang sehr selten begangener Wege über die Kulmalm vorbei an der Frauenmauer und über den Neuwaldeggsattel zur Leobner Hütte. Und wieder einmal geht es sich gerade aus mit den Wasservorräten.
Griesmauer unter Wolken?
Die Leobner Hütte oberhalb von Präbichl hat zwar nach wie vor geschlossen, hinter dem Haus finden sich aber eingekühlte Getränke, die gegen einen Beitrag konsumiert werden können. Wir nehmen gerade soviel mit, wie wir für den Abstieg nach Präbichl brauchen und hoffen, in Präbichl unsere Flaschen wieder auffüllen zu können.



Selbst die Hummeln fliegen tief

Über den sehr abenteuerlichen Knappensteig (mit einigen Ausrutschungen) gelangen wir zur Schipiste und steigen dann hinab Richtung Präbichl Passhöhe (1232m).
Inzwischen ziehen immer wieder dunkle Wolken, die ein paar Tropfen fallen lassen über uns drüber, manchmal hört man Donnergrollen in der Ferne.

Dieses und auch die Wetterprognosen veranlassen uns auf der Passhöhe, die Eifohns zu zücken und wie wild Wetterapps zu bearbeiten, um herauszufinden, ob wir den Aufstieg auf den Eisenerzer Reichenstein zur Reichensteinhütte (2128m) noch wagen können.
Schließlich rufe ich den Wirten der Hütte an und frage nach seiner Meinung, die nichts anderes verheißt, als dass wir wahrscheinlich ins Gewitter kommen werden.
Der Eisenerzer Reichenstein mag uns nimmer!

Wir entscheiden, zum GH Präbichlerhof weiterzugehen, denn ohne Flaschenfüllung würden wir die knapp 1000 Höhenmeter in dieser Schwüle nicht wagen. Dort angekommen, werden wir vor ernüchternden Tatsachen gestellt: Der GH hat Ruhetag, also kein Wasser weit und breit und gleichzeitig donnert es direkt über uns.

 Mehr Beweise brauchen wir nicht, dass wir heute am Reichenstein unerwünscht sind und etwas geknickt marschieren wir zurück zur Bushaltestelle.
Beide wären wir hochmotiviert und inzwischen auch topfit gewesen. Der Herzallerliebste schaut sogar ein bisschen traurig aus dem Funktionshemd, als wir auf den Bus warten.
Wieder mal
ein armes Mausi

Kurz vor Leoben - im Bus - geht dann ein Regenschauer über uns hernieder, später sehen wir anhand einer Gewitteraufzeichnungsapp (Ja, aaallllleeees gibts für Eifohn!) dass uns das Gewitter verschont hätte.

Pech, zu spät. An Wasser hätte es uns trotzdem gemangelt!

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