Sonntag, 21. August 2011

Vor-BEREIT-ungen

Bin ich bereit?

Ich sag mal, ja. Zu 78%.
Wenn sich das überhaupt in Prozenten ausdrücken lässt, denn die wären ja recht statisch. Ich bin es nicht immer. Eigentlich nie.

Countdowndingsbumsmäßig sind es noch 27 Tage bis zu meinem Abflug nach Tansania.


Hier mal ein Resumee:





AMS
Also das Ams sagt: "Grundsätzlich ja!" Das heißt, eine mündliche Zusage hab ich wenigstens einmal. Die schriftliche Bestätigung steht noch aus. Und da kann diesmal nicht mal das AMS was dafür, dass ich die noch nicht hab, sondern der Arbeitgeber. Der hat zwar sogar mir schon eine schriftliche Bestätigung gegeben, aber nicht meiner Krankenversicherung. Und solange die Krankenversicherung noch nix davon weiß, weiß offziell auch das AMS nix davon. Dürfen sie nicht, sagen sie. Obwohl das AMS von mir schon alles hat und mir schon die mündliche Bestätigung gegeben hat. Und so weiter....

Arbeit 
In der werd ich nur mehr zwei Wochen sein. Und arbeiten. Bzw. so tun als ob, denn auf einer Skala von 1 bis 10 liegt die Motivation, jetzt noch große Projekte zu starten, eher bei -15.
Und außerdem ist meine Vertretung schon bestimmt und in den Startlöchern. Jetzt wird sie dann eingeschult und da geb ich natürlich mein Bestes, keine Frage. Und das, was zu tun ist, wird natürlich noch gewissenhaft erledigt.
Aber irgendwelchen Besprechungen, in denen es um Zukünftiges geht, beizuwohnen - nö.
Kopiervorlagen, die es bisher auch getan haben, umstellen und umschreiben - nö.
Visitenkarten ausdrucken, weil die alten zu Neige gehen - nö, kriegen die Klienten halt Post-Its mit meiner Nummer drauf. Deren Erfinder freut sich sicher über Umsatzzuwächse.
Und die Vertretung wird schon alles weitere managen. Hab ja ich ausgesucht! Werd ja ich einschulen!

Impfungen
Eine Tollwutimpfung von dreien ist noch ausständig, ansonsten hab ich meinen Körper ordentlich mit Chemie zugekleistert. Man will sich ja nichts vorwerfen lassen. Und mit nichts anstecken.
Apropo Tollwutimpfungen und ihr Ruf, dass sie so furchtbar schmerzhaft sei: In Anbetracht aller bisherigen 5.000 Impfungen, die ich in meinem Leben hinter mich gebracht habe, war das die schmerzloseste. Nun ja, ein bisschen hat sie weh getan - am Konto!
Dafür hat mir die Thypus Schluckimpfung zu schaffen gemacht. So ein Lebendimpfstoff kann ziemlich lästig sein, wenn er krampfartige Bauchschmerzen verursacht. Aber auch das ist überstanden, denn auf richtigen Typhus verzicht ich lieber. Zu 60%, denn 100%ig wirksam ist das Zeug nicht.
Eines ist gewiss:
Die Kosten aller Impfungen zusammen sind ein kleiner Urlaub. Aber keine Impfungen kosten vielleicht einen großen Urlaub! Oder mehr.

Kiswahili
Das Lernen geht eher träge voran, was hauptsächlich daran liegt, dass es im Sommer einfach so viele andere Dinge zu tun und zu erleben gibt. Auch wird mir bewußt, dass ich in diesem verbleibenden Monat mit 1,5 Std. Unterricht in der Woche keinen Riesensprünge mehr machen werde. Was ich brauche, ist ein Intensivkurs und diesen werde ich dann in Lushoto besuchen. Mehrere Stunden täglich mit der dauernhaft vorhandenen Möglichkeit, die Sprache vor Ort anzuwenden wären genau das Richtige.

Zeugs
Zeugs brauch ich noch, aber die Geschäfte habe ja bis zu meiner Abreise offen. Was zu bestellen ist, wurde bestellt und was ich bisher vergessen habe, auf meine 237 Seiten starke Checkliste aufzunehmen, wird mir auch bis zu meiner Abreise nicht mehr einfallen. Und mir in Tansania wahrscheinlich auch nicht abgehen.
Es gehören noch Adressen gesammelt, der Laptop eingerichtet, Kopien von Dokumenten gemacht, Medikamente eingekauft  usw. Aber mit meiner angeborenen Tendenz (solche Charakterzüge verschiebt man am Besten immer auf die unbeeinflussbaren, in die Wiege gelegten Eigenschaften), mir zum Schluss noch ganz viel Stress und Druck zu machen, wart ich damit vielleicht noch 26,5 Tage!

Reiseversicherung
Eine überaus freundliche Grazer Versicherung, deren Namen ich hier natürlich nicht nennen werde, hat mir zu Konditionen eine Reiseversicherung verkauft, bei der sich jede selbsversicherte Hausfrau und jeder arbeitslose Student wünschen würde, sie wären doch lieber verreist.

Herzallerliebster
Der weiß immer noch nicht, wo sich gewisse alltägliche Gebrauchsgegenstände befinden und ich bin mir sicher, dass es nach meiner Rückkunft ein zweites Lager für Küchenrollen, Bettwäsche und Katzenfutter geben wird. Da hoff ich doch ganz stark, dass er sich die zweiten Lager merkt!
(Hausarrest wird mir übrigens immer noch angedroht!)

Und ich?
Was die technische Vorbereitung angeht, liegt der Punktestand bei 8 von 10 Punkten (wenn man die AMS Geschichte als erledigt mitrechnet).
Aber gefühlsmäßig hab ich es noch nicht geschnallt.
Ein einziges Mal - als ich gerade mit dem Rad unterwegs war - war sie auf einmal da. Im Bauch. Diese Gefühlsmischung bestehend aus Vorfreude, Panik, Aufregung und Nervosität. Diese plötzliche Realisierung, dass das gar nicht mehr lange dauert, bevor ich auf einem anderen Kontinent aufwache, Ungewohntes esse, von vielen neuen Menschen und Namen umgeben sein werde, nur wenig verstehen und mich noch weniger verständigen werde können.
Dass meine Schatzis und Freunde und Familie auf einmal sehr weit weg und viel schwieriger zu erreichen sein werden.

Ich denke, dieses Gefühl wird sich auch in Zukunft nicht unbedingt häufig einstellen. Bald werde ich auf einem anderen Kontinent aufwachen, Ungewohntes essen, von vielen neuen Menschen und Namen umgeben sein und nur wenig verstehen und dann wird es einfach so sein wie es ist.
Kein plötzliches Realisieren, keine spontanen Erkenntnisse.
Es wird einfach alles irgendwie weiterlaufen. Nur anders.


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