Samstag, 15. Oktober 2011

Wohnst Du noch oder schimmelst Du schon?


Eingang ins Gemach
nach Großsaubermache
„Kleine Regenzeit“ nennen die das hier! Besser gesagt, nannten sie es bis vor zehn Tagen. Dann waren sie sich nicht mehr so sicher, wie man diese täglichen Dauerergüsse bezeichnen soll, die hier seit zwei Wochen die Erdstraßen in Schlammpisten verwandeln und die gewaschene Wäsche einfach nicht trocken werden lassen.



Schreibtisch with a view
(und dringend notwendiger Alkohol)
Das Gute daran: Es regnet im ganzen Land und dieser Regen ist dringend nötig, ist doch die Große Regenzeit im Frühjahr nur sehr dürftig und die Ernte sehr mager ausgefallen.
Das Schlechte daran: Den Schimmel auf den Schwimmhäuten zwischen den Zehen bekomm ich nie wieder weg!


Vielseitig verwendbares
Bett/Trocknungsstation
Auch muss das Waschen der Wäsche geplant werden, denn bei einer Trocknungszeit von fünf Tagen (unter Dach) und recht knapp kalkuliertem Wäschevorrat beträgt die durchschnittliche Tragedauer einer Unterhose 2 Tage, die der Socken (wer denkt denn an Socken, wen sie/er nach Afrika kommt?) sogar 4 Tage.
Noch bin ich alleine im Zimmer und alle anderen Räume, die meine Mitmenschen mit mir teilen müssen, sind aufgrund fehlender Dämmung gut durchlüftet. Also mögen mich alle noch einigermaßen – oder tun wenigstens so.
(Die meisten Tansanier mögen mich auch stinkend – solang ich Geld habe und den Anschein hinterlasse, dass sie es bekommen. Klingt böse, ist aber so!)
Der Westflügel meines Anwesens
Aber am Montag kommt österreichischer Besuch und aus lauter Rücksichtnahme werde ich zwei Wochen lang einen täglichen Wäschewechsel anstreben. Was aber derzeit heißt, dass  ich momentan nicht viel an modischer Auswahl habe. Und was mich auch dazu verleitet, am Sonntag den Kleidermarkt in Lushoto nach Second Hand Zeugs zu durchstöbern. Wer weiß, vielleicht find ich was, das Eine oder Einer von Euch schon getragen hat!

Dining Hall und Recreational Area
mit Multimediaeinheit
im Hintergrund
Die sicherste Variante ist allerdings, sich mit Kangas und Kengenis einzudecken. Diese bunten Stoffe lassen sich in jeder möglichen Variante tragen, trocknen nach dem Waschen so schnell, dass der Schimmel haushoch verliert und wenn ich sie sehr zahlreich um mich drapiere, falle ich wenigsten von hinten nicht als Mzungu auf. Außerdem ist die farbliche Zusammenstellung komplett einerlei, rosa geht mit orange und hellgrün mit olivgrün. Alles kein Problem!

Etwas neuwertigere
Restlverwertungsapparate
Die meiste Zeit, in der ich „daheim“ bin, lasse ich alle Türen und Fenster offen, egal, welches Wetter sie spielen. Nicht, weil dann viel frische Luft reinkommt, oder sich das Zimmer etwas aufwärmt. Sondern weil sich die alte, modrig riechende Luftfeuchtigkeit mit frischerer Luftfeuchtigkeit vermischt. So hat jeder seine kleinen Freuden im Nebel, äh, Leben.

Aus dem Magazin "Modern Grieving" -
Beliebte tansanische Inneneinrichtung
Seit zwei Minuten scheint die Sonne! Wenn es gut geht, für weitere zwei Minuten, denn im Osten zeichnet sich schon wieder eine dunkelgraue Wand ab.
Tut mir Leid, Leute, muss jetzt schnell die Wäsche raushängen, sie soll bis übermorgen nicht mehr triefen!


(Nachtrag kurz nach Veröffentlichen dieses Posts: Gottseidank hab ich vor ein paar Tagen die Wäsche waschen lassen. Seit kurzen gibts kein Wasser mehr. Woher auch, hat ja schon ewig nimmer geregnet!)

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