Montag, 3. Oktober 2011

Besuch in Kwalukonge



Highway nach Kwalukonge

Zu meinen anspruchsvollen und schweren Extremarbeitseinsätzen als Volunteer gehören auch Besuche verschieder Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsprojekte mit durchaus heftigen Einladungen zum Mittagessen, anstrengenden Führungen und zermürbenden Gesprächen bei Tee und Gebäck. Und nicht mal bezahlt werde ich für diese Mühen! Muß sogar freiwillig in komfortablen Range Rovern sitzen und als Strafe darf ich diese auch noch selber fahren, was aber schon überhaupt keinen Spaß auf diesen Off Road Pisten macht.
Aber auch wirklich!


Lonely Cowboy auf seinem Rad
Eine hier übliche Bauweise: Ein Grundgerüst aus Stämmen und Ästen,
das mit Lehm aufgefüllt und bedeckt wird.
Rushhour überall



F.F. nimmt verfrachtet mich also an einem Montag morgen in besagtes Auto und dann gehts erst mal runter vom Berg nach Mombo. Von Mombo führt dann eine - nennen wir es einmal - Sandstraße immer weiter rein in die rote Massaisteppe.
Nach knapp 45 Minuten erreichen wir irgendwo im Nirgendwo ein so ziemlich nigelnagelneues (2004 erbautes?) Gesundheitszentrum.
Eingang ins Gesundheitszentrum
Das Krankenzimmer für Kinder (derzeit nicht belegt).
Kinder bleiben immer zusammen mit ihren Müttern hier.
Farbenspiele


Ich werde einer Krankenschwester übergeben, die mir alle Räumlichkeiten zeigt, mich einem der beiden (derzeit) dort arbeitenden Ärzte vorstellt und mir ein bisschen über die Entstehung und den Betrieb dieses kleinen Krankenhauses erzählt.
Behandlungsraum, in dem auch operiert wird.
Es gibt sogar einen Defibrilator, ein Labor,
eine Apotheke und einen Aufwachraum.
Warten in der Ambulanz.
Wenn Patienten stationär bleiben müssen, übernehmen Angehörige die Pflege
und Versorgung mit Speisen. In Ausnahmefällen können die Patienten
im angrenzenden Schwesternkonvent Mahlzeiten kaufen.
Klohäusl für die ambulanten Patienten


Wie sehr viele Projekte gehört es - sowie eine riesige Fläche Land rundherum- den Rosmini Brothers, die es mit Hilfe von Spenden und Unterstützung einiger ausländischer Organisationen betreiben.
Der steirische Verein Life Earth (der auch dafür verantwortlich ist, dass ich hier gestrandet bin) hat in Kooperation mit den Schülern und Lehrern einer HTL in Lienz Solaranlagen gebaut, da es hier sonst keine andere Stromquelle gibt.
Auch kommen jährlich mittels Organisation durch "Life Earth" ein Handvoll Brucker Augenärzte vorbei, um beim sogenannten "Eye Camp" Staroperationen durchzuführen und Brillenanpassungen vorzunehmen.
Der Innenhof, um den die vier Krankenzimmer
(1x Männer, 1x Kinder, 1x Frauen, 1x Massaifrauen)
und die Ambulanz angelegt sind

Österreichische Solaranlagen und ich

Die Aufnahme


Ärzte sind für diese abgeschiedene Gegend nur für sehr gute Bezahlung zu bekommen, sonst bleiben hier nur die geistlichen Krankenschwestern freiwillig.


Das Gesundheitszentrum liegt im Einzugsgebiet vieler Stämme, darunter auch die Massai. So hat es unter anderem ein Krankenzimmer, dass nur für Massaifrauen gedacht ist.
Die Menschen, die sich hier behandeln lassen, müssen soviel dafür bezahlen, wozu sie in der Lage sind. Da die meisten hier aber nicht zu den oberen 10.000 Tansanias gehören, springt nicht viel fürs Krankenhaus ab.
Beim Warten werden Neuigkeiten ausgetauscht
Die einzige Ambulanz

Der moderne Massai bleibt connected

Ich bin dennoch beeindruckt von der Fürsorge hier, denn jede Patientin und jeder Patient scheint hier mit seinen Anliegen sehr ernst genommen zu werden. Trotz minimaler Mittel wird hier behandelt, so gut es geht. Ich werde mit Herzlichkeit aufgenommen und sofort in Gespräche verwickelt, in denen es mal nicht darum geht, irgendwie an mein Geld zu kommen. Und alle sind auf Anfrage hin sofort bereit, sich - ohne Gegenleistung zu erwarten - fotografieren zu lassen. Manchen scheinen sogar stolz darauf zu sein und fordern mich richtiggehend dazu auf.

Die piki piki Taxifahrer warten im Schatten auf die Patienten.
Da es keine Busse oder Dala Dalas gibt, die so weit in die Steppe fahren,
sind die Menschen auf Motorradtaxis angewiesen
oder kommen mit dem Rad.
Großes Areal
<>
 
Moderne Insektenvernichtungswaffe

Wenn was blüht, dann ordentlich

Also ich einer Schwester erzähle, dass ich in Österreich in einem Krankenhaus arbeite, will sie mich sofort adoptieren. Jedenfalls läd sie mich ein, einige Zeit hier zu leben und zu arbeiten. Irgendwas zu tun gibt es immer.
Ich freu mich darüber und werde es auch ernsthaft in Erwägung ziehen.
Gewöhnungsbedürftig ist hier aber trotzdem eines: Die Hitze nach zwei Wochen "Kälte" in Lushoto setzt mir ziemlich zu.
Heimfahrt der Patienten
(Ich denk ja, dass eine vierte Person auch noch Platz hätte)

Eine Schwester zeigt mir stolz ihren Blumengarten
Rückfahrt nach Mombo am Fuße der Usambara Mountains

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