Dienstag, 1. November 2011

Der Duft der Schlankenkotze III

Warum noch immer „Duft der Schlangenkotze“ fragt Ihr Euch? Da riecht ja schon länger nichts mehr!
Stimmt, ich hätte jetzt auch Überschriften wie „Ein Geier ist kein Buschadler“ oder „Die Magie des Besenstiels“ verwenden können.

Aber ich sag Euch was: Weil Schlangenkotzegerüche für einen tollen Urlaub mit einer Superfreundin stehen, in dem wir Schräges, Lustiges, Berührendes, Nachdenkliches erlebt haben und neue interessante Leute kennengelernt haben. Und wenns schon um Olfaktorisches geht: Wir haben auch miteinander gemüffelt.

Und he, der Urlaub ist noch nicht zu Ende, also wenigstens nicht blogposttechnisch!


Was immer hübsches
da gebaut wird...
Denn Eva und ich nehmen den nächstbesten Bus nach Tanga, 4 Std. von Lushoto entfernt und am Meer. Der Bus stellt sich wirklich als sowas wie gut heraus, auf unseren Schößen liegen keine kleinen Kinder, Taschen oder Kartoffelsäcke und sogar das Fenster lässt sich öffnen, was dringend notwendig wird, je weiter wir vom Berg runterkommen. Verblüffend, wie viel heißer es ein paar hundert Meter tiefer sein kann. Und je näher wir Tanga kommen, umso mehr steigt die Luftfeuchtigkeit.


Das erklärt einiges
Beim Busbahnhof holt uns Salim ab, ein Taxler , der bei  allen VM’s (die vielen irischen Volontäre, die hier Arbeiten) beliebt ist, weil angeblich seriös und hilfsbereit.

Zuerst geht’s mal zur Bankomaten Straße, die wir sozusagen leerräumen. Ich bring jedenfalls gleich mal einen PC zum Absturz, als ich 3x300.000 TSH hintereinander abräume.
Dann lassen wir uns zum Mkonge Hotel kutschieren, das aufgrund guter Preis-Leistungsverhältnisse und des eigenen Swimmingpools wiederum sehr begehrt bei den irischen VM’s ist.

Das erste Zimmer das wir beziehen, wird aus lauter aufgestauter Bus-Sitz-Energie gleich mal demoliert. Eva kümmert sich darum, dass die Türe aus den Angeln bricht, ich übernehme die Klospülung und dreissig Minuten später stehen Hausmeister, Techniker und Reinigungsmann verzweifelt im überfluteten Badezimmer und wir ziehen ins nächste Zimmer um.


Vorm Hotelzimmerfenster
Dort nerven wir dann nur mehr den Manager so lange, bis er uns den Zimmersafe öffnet, in dem wir unsere erstandenen Millionen unterbringen.

Das Zimmer verfügt über Klimaanlage und es kostet uns etwas Überwindung, vor die Tür und ins Zentrum von Tanga zu gehen. Es hat geschätzte 35° und die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, dass sie Dampfsaunacharakter annimmt. Über die klimatischen Zustände hier will ich aber gar nicht mehr erzählen, denn der Herzallerliebste liest mit und da er ja im März nächsten Jahres zu ähnlichen Bedingungen hier aufzukreuzen hat, will ich ihm die Überraschung nicht ganz verderben!
Ja, was soll ich zum Zentrum von Tanga viel schreiben? Hätte mir mehr erwartet für so eine große Stadt. Vielleicht ein Kino, ein nettes Cafe, ein Souvenirgeschäft oder so etwas, was Touristen eben gerne mal haben. Muss ja nicht gleich ein Starbucks oder ein Resti sein, das Wienerschnitzel serviert.

Tanga hat viele (baufällige) und leerstehende Gebäude aus der deutschen und britischen Kolonialzeit, manche sehr hübsch anzusehen, aber wie schon das offizielle Touristenheftl für Tanga sagt: Leider fehlen die ausländischen Investoren….
(Selber hamma ka Geld für sowas.)


Nach einiger Suche finden Eva und ich einen – indisch geführten – Supermarkt. Nicht zu vergleichen mit dem riesigen Shoprite in Arusha, eher mit einem kleinen Spar, aber dieser Supermarkt ist ein Paradies für mich und nur knapp widerstehe ich der Versuchung, mich in Dinkelnudeln und Tetra Packs mit Haltbarmilch zu wälzen.


Gebäude aus der Kolonialzeit,
Kinder sind etwas jünger
Da ich nach unserem Strandaufenthalt südlich von Pangani und vor der Rückreise nach Lushoto ja wieder durch Tanga muss, beschließe ich spontan, noch einen Tag (nachdem Eva auf der Heimreise ist) anzuhängen und hier ordentlich einzukaufen.

In einer ruhig Seitenstraße finden wir so etwas Ähnliches wie ein Cafe. Zwei Plastiktische mit Stühlen und eine Tafel mit Verkündigungen wie „Samosas, Sandwiches, Spring Rolls und Fruit Salad“ schauen verlockend aus und ohne es heute zu wissen, werden wir künftige Stammkunden.

Die Sandwiches sind lecker, der deutlich indische Einschlag ist schmeckbar.

Dienstags gibt’s hier auch großen Cloth Market – nicht zu vergleichen mit dem in Arusha – aber genug Second Hand Zeugs für die gesamte Bevölkerung.

Hübsche Straße in Tanga
Wir werden zwar nicht fündig, beobachten aber fasziniert fünf Marktschreiern, die – jeweils einen eigenen Kleiderstand vertretend – im Kreis stehen und sich gegenseitig die Preise ihrer Kleidung zurufen.

Dass sich währenddessen keine potentiellen Kunden in der näheren Umgebung aufhalten, dürfte keine Rolle spielen.



Es wird spät und unsere schweißproduzierenden Drüsen verlangen eine Arbeitspause. Mit dem Wissen, einen Swimmingpool zur Verfügung zu haben, lassen wir uns von einem Duk Duk zurück zum Hotel bringen. Leider will auch der Swimmingpoolwart nach Hause gehen und so kühlen wir uns im Zimmer ab und warten bis die gegenüberliegende Pizzeria öffnet.

Für diese Gegend notwendigerweise innerlich ausgestattet mit Malarone und äußerlich verklebt mit Moskitoschutzmittel marschieren wir ins „D’amore“, in dem es die angeblich beste Pizza von Tanga geben soll.

Woher ich den Tipp habe? Ratet mal! Ich verrate nur zwei Wörter: Irisch und VM.

Bahnhof von Deutschen in der
Kolonialzeit erbaut, aber schon lang
nicht mehr in Betrieb
Und die Pizza ist wirklich spitze, wie ich aus komplett objektiven Standpunkt nach sechs Wochen Reis und frittiertem Hendl zu beurteilen weiß!

Die Reisenmenge Knoblauch und Zwiebel und die tränenauslösenden Chilis reinigen innerlich und kurieren mich kurzzeitig von meiner beginnenden Erkältung. Ja, ich und Erkältung und das in dieser Gegend!?!
Mein letzter Schnupfen liegt gefühlte 10 Jahre zurück und jetzt hat er mich wiedergefunden.
Die Wiedersehensfreude hält sich in Grenzen.

Den restlichen Abend verbringen wir vor dem Fernseher, Aljazeera und tansanische Billigschrottsoaps schauend. Wenn, dann gleich der richtige Kick!

Die Klimaanlage plagt mich nachts, ausgeschalten ist es zu schwül, um gut zu schlafen, eingeschalten ist sie zu laut, um gut zu schlafen. Aber so hab ich wenigstens Beschäftigung während meiner Schlaflosigkeit und schalte sie im 30Minutentakt an und aus.

Den österreichischen Nationalfeiertag verbringen wir groß teils im Stadtzentrum auf der Suche nach Souvenirs für Eva und Hosen für mich, speisen wieder bei unserem indischen Lieblingsimbiss und beschließen diesmal, früher ins Hotel und an den Swimmingpool zurückzukehren.


Da kann unser BFI
net mithalten!
Hier sollte auch erwähnt werden, dass Tanga zwar am Meer liegt, aber kaum Strände besitzt, da die Küste entweder felsig oder von Mangrovenwäldern zugewachsen sein soll. Und da wir ja ein paar herrliche Tage an einem der schönsten Strände der Küste vor uns haben, interessiert uns das Meer hier nicht sonderlich.

Der Swimmingpool stellt sich als Warmwasserbecken heraus und zur Abkühlung geht’s nach dem Schwimmen unter die kühlere Dusche. Bald wissen wir auch, warum der Swimmingpool so früh schließt, denn als die Sonne gegen 17:00 hinter den hohen Bäumen verschwindet, werden die ersten Moskitos angriffslustig und verscheuchen uns.
Abends geht’s wieder in unsere Stammpizzeria, die auch mit anderen Leckerbissen aufwarten kann.

Mein Blick in die Speisekarte bleibt kurz an frittierten Hähnchen mit Reis hängen. Hatte ich sicher schon ewig nicht mehr. Schweren Herzens geb ich dann doch den scharfen Grilled Calamari Pika eine Chance.

Noch ein bisschen Rost und wir haben
Panoramadachfenster
Die Anreise nach Pangani in einem Dala Dala, das groß teils nur mehr aus Schweißnähten besteht, die von anderen Schweißnähten zusammengehalten werden, ist eine Belastung für Sitzfett und Rückenmuskulatur und nichts für Personen, die nur in weitestem Sinne an Agoraphobie leiden.

Zwei Stunden geht es ohne jegliche Bewegungsfreiheit für die Beine durch Schlaglöcher, zwischen welchen sich ab und zu etwas Straße befindet. Weil wir diesem beliebten Taxifahrer Salim vertrauen, der uns weiß macht, dass es keinen Bus nach Pangani gäbe und dass wir diesmal wirklich fürs Extragepäck zahlen müssen.

Ebbe eben
In Pangani werden wir des Besseren belehrt, aber was solls? Wir haben während der Fahrt viel zu lachen, über die vielen Mitreisenden, die aufgrund der geringen Höhe des Innenraums nur mit geneigtem Kopf stehen können, über eine riesige Schweißnaht, die sich während der Fahrt merklich lockert, über die Stopps, bei denen das Seil, das den Kofferraumdeckel geschlossen hält und von einer Säule zur anderen gespannt ist, immer wieder neu festgezogen werden muss.

Hier gibt es keine steilen Hänge und so gut wie keinen Verkehr. Das Schlimmste, das passieren kann, ist, dass sich das Dala Dala während der Fahrt in seine Bestandteile auflöst oder einfach explodiert. Implodieren geht nicht, zu viele Menschen drinnen, die dagegendrücken!
Von der Busstation in Pangani müssen wir einen guten Kilometer zum Pangani River, den wir mit einer Fähre zu übersetzen haben, gehen.

Unser Strand! Ha!
Auf der anderen Seite holt uns ein Privattaxi ab, das uns zum 16km entfernten Beach Crab Resort bringen wird. Von hier gibt es keine weitere öffentlich zugängliche Möglichkeit, sprich Dala Dala oder ähnliches, weiterzukommen.

Nach gut 30min sind wir dann im Beach Crab Resort, ein kleines und feines Paradies, dass von einem deutschen Ehepaar vor ca. 5 Jahren aufgebaut wurde und nach wie vor von ihnen geleitet wird.



unser Zimmerl
Es gibt einen Platz für Zelte, Tended Camps (also großräumige Zelte unter einem Bananenblattdach) und sechs Bungalows. Wir bleiben der Schnöselschiene treu und beziehen einen Bungalow. Schließlich ist Urlaub.
Und dann wird erstmal nicht viel getan. Die nächsten 2 Tage vergehen mit dem Essen großartiger Mahlzeiten, am Strand liegen, lesen und rätseln, Sonnenbrand züchten, afrikanischen Cider trinken und mit anderen Gästen quatschen.


Urzeitdrachenähnlicher Strandmitbenützer

Fischer mit Dhow

Aber wir sind auch damit beschäftigt, den desolaten Volleyball so weit aufzupumpen und zu tapen, dass er ein paar Minuten lang verwendbar ist, haufenweise Moskitos abzuwehren und den Quallen auszuweichen, die mit der Nachmittagsflut kommen und die man lieber nur einmal spürt und dann nie wieder. Die Dinger schmerzen vielleicht!
Dann muss ich auch noch auf so komisch rechteckige Pappdinger schreiben, die vorne drauf Bilder haben. Irgendwas Manuelles sollte dann mit diesen Dingern passieren - fragt mich aber nicht, was!

Erfolgreiche Insektenvertilgungsmaschine
Es gilt also,  ein recht mühsamer Tagesablauf zu bestreiten.

Als wir an Tag drei schon nicht mehr können, ist eine Tauch- und Schnorchelausfahrt angesagt.

Mein Schnupfen ist von einem ins andere gewandert und hat sich etwas verbessert, dennoch befürchte ich, beim Tauchen Probleme zu bekommen, was sich dann auch bewahrheitet. Ab vier Meter Wassertiefe ist es vorbei mit dem Druckausgleich und trotz mehrerer Versuche gebe ich auf und stoße zu den Schnorchlern.

Und ich bereue es keine Sekunde, denn das Riff rund um das geschützte Maziwe Island ist auch in 2 Meter Wassertiefe absolut beeindruckend. Den Fischreichtum hab ich vor vier Jahren beim Tauchen auf Sansibar erlebt und die alle tummelt sich in den ersten Metern Wassertiefe. Kugelfische, Nasenfische, Lionfische, (von manchen kenn ich auf Anhieb nur die englische Bezeichnung) Lobster und haufenweise Anemonenfische. Mit meinem 3mm Anzug treibe ich über eine Stunde im Wasser, das gar nicht mal so warm ist.

Sozusagen unsere eigene Insel im
indischen Ozean 
Dann gibt’s Lunch. Hierfür wird ein Sonnensegel auf der winzigen, sandigen Maziwe Insel aufgestellt und wir machen es uns im Schatten gemütlich.

Am frühen Nachmittag steht ein zweiten Tauch- und Schnorchelgang an und die Artenvielfalt der Fische und Korallen nimmt nur noch zu. Und was beim Schnorcheln auch geht, was beim Tauchen nur mit viel Kreativität möglich ist: Man kann miteinander über Dinge kommunizieren, die über die Tauchzeichensprache hinausgehen. Als „Üblicherweisetaucherin“ vergaß ich diese Möglichkeit komplett. Ich bin jedenfalls sehr beeindruckt, als ich mal den Kopf aus dem Wasser stecke und Eva etwas zu mir sagt, was ich sofort verstehe. Was heutzutage alles möglich ist! Faszinierend!
M
it Rückkehr der Flut bringt uns das – mit Motor ausgestattete – Dhow wieder zurück zum Ushongo Beach, der bei Ebbe eher etwas armselig aussieht.

Ushongo Beach mit Beach Crab Resort Resti in der Mitte
Beliebtes Fortbewegungsmittel am Meer


Was ich aber unbedingt zu erwähnen habe, weil es mich sehr beeindruckt, auch wenn es wie eine Werbeeinschaltung klingen mag: Ohne mein aktives Zutun wurde der nicht gerade günstige Bootstauchausflug preislich in einen Schnorchelausflug umgewandelt.
Man zeige mir EIN Tauchcenter rund um den Globus, das so ein Service ohne ein Zögern anbietet!

Sonnenaufgang hinterm Moskitonetz
Ist aber nur ein Beispiel für die großartige Kundenfreundlichkeit des Resorts.



Abends gibt’s dann ein romantisches Beach BBQ und was tagsüber an uns vorbeischwamm, liegt jetzt vor uns auf dem Teller. Wissen wir aber nicht so genau, weil wir es nicht sehen können, denn alle Gäste dinieren zusammen an einer Tafel, die nur mit Windlichtern und vom Mond beleuchtet wird. Wir unterhalten uns gut mit den anderen Gästen, einer packt seine Gitarre aus und bietet anhörliches Repertoire.



Mr. Crab


Und ich überlege im Geheimen, ob ich nicht hier Weihnachten verbringen möchte.

Die Safari in den Sadaani Nationalpark am nächsten Tag ist ein weiteres Highlight hier. Nämlich im schrillen Sinne, falls es so etwas gibt. Also einen schrillen Sinn.


Alles war nämlich sehr tansanisch und damit sehr schrill. Irgendwie.

Angefangen hat der Tag grundsätzlich sehr untansanisch, denn mein fruchtbezogenens Telefon mit Weckfunktion hat trotz meiner ausdrücklichen Verweigerung des Nächtens auf europäische Winterzeit umgestellt, was zur Folge hatte, dass wir erstmals verschliefen.

Nur ein kleines "Savannchen" im Sadaani NP

Emanuel, unser „Quasi Pseudo Guide“ weckt uns freundlicherweise um 5:30 auf.

Schlaftrunken nehmen wir um 6:00 im Jeep Platz, wohl bewusst, dass da neben Guide und Fahrer auch noch eine dritte Person Platz gefunden hat und im Kofferraum unsere Lunchboxen bewacht. Aber wir sind müde und wollen anfangs gar nicht wissen, welche Aufgabe diese – nicht englisch beherrschende Person – hier übernehmen wird.

Eindeutig "Normale Giraffen"!
Zwei Stunden dauert die Fahrt zum Eingang des National Parks, zwei Stunden, in denen wir dösen und unser Fahrer ununterbrochen in Kiswahili irgendetwas unserm Guide erzählt, der meist mit Schweigen antwortet

Vorm Parkeingang steigt auf einmal Rauch aus der Motorhaube auf. Ich vermute fachmännisch  irgendwas mit „zu wenig Kühlflüssigkeit irgendwo“, aber Guide und Fahrer checken erstmals die Reifen.  Die Kofferraumperson verharrt  grundsätzlich auf ihrem Platz.
Nach ein paar Minuten des Herumstehens entscheiden Guide und Fahrer doch noch, Kühlflüssigkeit nachzufüllen.

Ob der Stillstand des Fahrzeugs, oder doch schlussendlich das Nachfüllen irgendeiner Flüssigkeit unser Weiterfahrt beeinflusst, liegt im Auge des Betrachters, wir bewegen uns jedenfalls hinein in den Park.

Und schon sind sie da, die Giraffen. Nehmen zwar Reißaus, als sie uns wahrnehmen, aber wir sehen sie trotzdem! Hat was mit Höhe zu tun. Und so. Sagt mein Fastsuperbiologenhirn.


Kuhantilopen weit weg
Quasi Pseudo Guide Emanuel meint,  dass es zwei Arten von Giraffen gäbe. Die „Massai Giraffen“ und die „normalen Giraffen“. Dabei blättert er nervös im deutschsprachigen – und somit für ihn nicht verständlichen – Führer herum, dem wir ihm dann abnehmen, um festzustellen, dass die Spezies „Normale Giraffen“  nicht unbedingt existiert.

Als er dann Warzenschweine als Wildschweine bezeichnet und zu Geiern Buschadler sagt, glauben wir ihm kein Wort mehr und suchen uns die Bezeichnung unsere erspähten Tiere selbst heraus. Viel haben wir eh nicht zu tun, denn die Anzahl der Erspähten hält sich in Grenzen oder diese verstecken sich.

Da dieser Nationalpark verständlicherweise nur wenige Touris anlockt, sind die Tiere nicht an die Jeeps gewöhnt und nehmen entweder Ausreiss, wenn wir uns nähern, oder zeigen sich erst gar nicht.


Der Grund der wenigen Besuche hat aber nichts mit der Schönheit des Parks zu tun, denn die ist atemberaubend, sondern mit der weiten und mühsamen Anreise.
Im Nationalpark selbst herrscht dichte Vegetation vor, weite Grassavannen finden sich hier keine, sondern vorwiegend die unterschiedlichsten Wald- und Buschzusammensetzungen.

Vogel der Spezies Vögel.
Denk ich.
Im Park soll es zwei Löwenrudel geben, die sich uns aber nicht zeigen. Auch unsere Bemühungen, sie als Eigenopfer anzulocken, in dem wir neben der Straße – 50m vom Jeep entfernt – im Schatten einer Palme frühstücken, scheitern.


Was in anderen Nationalparks absolut verboten ist (den Jeep zu verlassen,) ist hier zwar wahrscheinlich auch nicht erlaubt, aber kann doch unser Quasi Pseudo Guide nicht wissen.

Wasserbock
Wir sehen viele Giraffen – „Normale“-  und „Massai“ Giraffen, etliche Wasserböcke, Kuhantilopen, Warzenschweine und Paviane, weniger Geier, Perlhühner, Frankoline und Meerkatzen und eine Riesenherde von fünf Zebras und einem Gnu. Diese Dimensionen erinnern wage an die „Great Migration“ in der Serengeti, inmitten welche wir vor vier Jahren geraten sind.
Emanuel entdeckt abends – kurz vor Verlassen des Parks – stolz einen einsamen Elefanten und identifiziert ihn sogar ohne Guide Book als solchen.
Halt, bevor wir den Park verlassen, wollt Ihr wissen, wer denn nun die dritte Person im Auto ist und was denn nun so schrill sei?
Dazu müssen wir in der Geschichte nochmal zurück:


Auch ein Vogel,
aber ein anderer...
Nach zwei Stunden Anfahrtszeit erreichen wir das Park Gate. Da steigt plötzlich Rauch oder Wasserdampf unter der Motorhaube auf. Der Fahrer bleibt erst mal ganz cool, nachdem es aber fünf Minuten weiterraucht, entschließt er sich doch, den Motor abzustellen. Dann wird erst einmal – auf Kiswahili – diskutiert. Und was macht man dann, wenn der Rauch unter der Motorhaube hervorkommt? Richtig, man checkt erst mal alle Räder!

Quasi Pseudo Guide und marathonredender Fahrer übernehmen die Inspektion, Kofferraumperson bleibt grundsätzlich sitzen und ruft hin und wieder – in den Atempausen des Fahrers – einzelne Wörter nach draussen.
Irgendwann mal keimt in einem der drei eine Idee auf, die insofern umgewandelt wird, dass mal die Motorhaubenklappe geöffnet wird. Da wir ja nicht verstehen, was diskutiert wird, nehmen wir mal an, dass sich langsam die Erkenntnis durchsetzt, dass Kühlflüssigkeit nachgefüllt werden sollte, was dann auch passiert.
Rauch/Dampf weg und wir setzen beruhigt die Fahrt fort.



Ein wildes Schwein,
dieses Warzenschwein
Nach ein paar Stunden Herumgekurve bleiben wir stehen und als marathonredender Fahrer wieder den Motor starten will, passiert erst mal gar nix. Abgesoffen sozusagen. Das Schicksal will es so und wir stehen leicht abschüssig und so schiebt Quasi Pseudo Guide den Jeep an (Kofferraumperson bleibt im Kofferraum und wir werden nicht in Kenntnis gesetzt, was da passieren soll) – aber nicht ohne vorheriger, längerer Diskussion zwischen den dreien – und es gelingt ein Start.


Etwas später, beim besagten Löwenanlockversuchsfrühstück, schleppen Eva und ich mit Quasi Pseudo Guide die Klappsessel und Lunchboxen zum Palmenschatten, während der marathonredender Fahrer den 268sten Telefonanruf für heute entgegennimmt und mit dem Anrufer marathonredet. Kofferraumperson bleibt im Kofferraum. Wär ja sonst nicht Kofferraumperson.

Strand, der zum Nationalpark gehört

Wir frühstücken also mit Emanuel alleine und fragen ihn dann aus einer spontanen Motivation heraus, welche Aufgabe Kofferraumperson den eigentlich habe. Ist er Bewacher der Lunchboxen, deren Zuständigkeitsbereich aber endet, wenn zu bewachende Objekte den Kofferraum verlassen?

Des weiß i wenigstens auf Englisch, des is a Hornbird
Beschwert er mit seiner Anwesenheit das Heck des Autos, weil es sonst explodieren oder ähnliche würde und eine weitere Lunchbox wäre dem Beach Crab Resort teurer gekommen, als eine Kofferraumperson zu bezahlen?

Soll er die Fahrertätigkeit übernehmen, wenn marathonredender Fahrer aufgrund von Sauerstoffmangel  vom Sitz kippt?

Ja, nun ratet halt mal!

Er ist der Mechaniker.
Was denn sonst? Meine Güte, denkt Ihr unlogisch!

Unser Quasi Pseudo Guide erzählt, dass das Auto in letzter Zeit schon so viele Pannen hatte, dass man jetzt eben immer einen Mechaniker dabei habe.

Einsamer Dickhäuter
Und jetzt sag mal einer, Tansania sei nicht cool: Da reicht die bloße Anwesenheit eines Mechanikers im Kofferraum und marathonredender Fahrer und Quasi Pseudo Guide managen alle Pannen selbst.

Wir dummen Europäer mit unserer jährlichen Inspektion und unseren Automobilvereinen. Ein Mechaniker gehört in den Kofferraum und pasta!

Während der Rückfahrt zum Beach Crab Resort verschwindet – nennen wir ihn jetzt anstandshalber –Kofferraummechaniker durch ein kleines Rückfenster genauso wortkarg, wie er die meiste Zeit da hinten gesessen hat.

Der marathonredende Fahrer nimmt zwischenzeitlich seinen 1723sten Anruf entgegen.

Und Quasi Pseudo Guide schweigt vor sich hin. Wenn Eva und ich miteinander reden, blickt er verängstig in unsere Richtung und scheint schon zu befürchten, dass wir ihn jeden Moment wieder ausbessern.


Abendstimmung im Nationalpark

Der darauffolgende Tag ist Heimreisetag, wir leisten uns den Luxus einer Rückreise mit dem Bus und Eva wird in Tanga gewissenhaft im Anschlussbus nach Dar Es Salaam verstaut.
Ich nehme mir ein Zimmer für eine Nacht im Central City Hotel, das praktischerweise zwischen Supermarkt und Busstation liegt und geh dann wie geplant ordentlich shoppen, bevor ich am nächste Tag nach Lushoto zurückfahre.
Mit einer Riesentasche voller Lebens- und Putzmittel mache ich mich zurück zum Hotel, als mir ein interessantes Phänomen auffällt, dass ich jetzt einfachheitshalber „Besenstielphänomen“ nenne.

Ein tansanischer Hornbach
Wie erwähnt, kaufe ich auch Putzmittel und dazugehörige Hardware, die ich bisher in Lushoto noch nicht entdeckt habe. Dazu gehört auch ein herrlich weicher Besen, ganz ohne Stiel. Mehr brauch ich nicht für mein Zimmer.

Nach dem Bezahlen an der Kassa wird mir denn plötzlich ein Besenstiel in die Hand gedrückt. „Na, gut,“ denk ich, „wer weiß wofür ein Besenstiel noch gut sein kann. Ich bin hier schließlich in Tansania!“ und packe besagtes Teil unter den Arm. Und plötzlich spricht mich niemand mehr an, ich werde höchstens gegrüßt und damit hat es sich, kein Small Talk, kein was-verkaufen-wollen, kein beteln, kein „Woher kommst Du? Wohin gehst Du? Warum? Gib mir Geld!“

Mir fällt das augenblich auf, als nach einem „Jambo!“ kein weiterer Redeschwall mehr kommt und gleich wird es klar. Der klar erkennbare Besenstiel macht mich zu einer Einwohnerin der Stadt, nimmt mir das Touristenimage und ich bin auf einmal nicht mehr interessant: Von mir gibt’s nichts zu holen.

Und ich beschließe augenblicklich, auf künftige Reisen immer einen Besenstiel mitzunehmen!

Übrigens: Unser Anreise Dala Dala von Tanga nach Pangani sehen wir auf der Rückreise mit irgendeinem Schaden am Straßenrand stehen. Hauptsache, es ist nicht explodiert.

3 Kommentare:

  1. Ich soll ausrichten, dass sich dein Herzallerliebster schon soooo wahnsinnig auf die Dampfsaunabedingungen freut und so ein Kofferraummechaniker ist auch schon für deinen Skoda bestellt :-D

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  2. zum abwarten beim kochenden kühler: ein sehr weises vorgehen, denn wenn man den wassereinfüllstutzen sogleich öffnet, bekommt man eine je nach druck, jedoch mindestens 100°c gesichtsdusche. und so dreckig kann man wohl nicht sein um sich derartiges zu wünschen. daher: abwarten und reifen kontrollieren, telephonieren, was auch immer aber jedenfalls "pole pole".

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  3. Lieber Snoerbroed! Bitte richte meinem Herzallerliebsten aus, ich mag mir meinen Mechaniker selbste aussuchen!
    Bewerbungen MIT Foto! ;-)

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