Sonntag, 1. Mai 2011

Die zwei R's: Reinischkogel und Rosenkogel

Meine besondere Begabung - bei angekündigtem "normalem" Durchschnittsregen mitten in ein Gewitter zu kommen - darf ich doch nicht brachliegen lassen! Nein, ausbauen muß ich sie! Zum Beispiel doch gleich einen Hagelschauer ausprobieren. Mindestens! 
Schon schön, eine Feuchtigkeitsansammlung dieser Art!
Begabungen gehören gefördert!

Nach einer Woche Nässe aus allen Richtungen - naja, was sonst während meines Urlaubs - sagt doch die Wetterlady glatt mal ein recht beständiges Wetter für den Süden Österreichs an. Nur am Nachmittag nur ein bisschen Regen! Also wenn das kein Aufruf ist, sich in die Natur zu stürzen. Das bisschen Feucht von oben ist immer noch trocken geworden. Irgendwann....


Viele Wege führen auf
den Reinischkogel
Bei strahlendem Sonnenschein also rein ins Auto - Nein, liebe ÖBB, an einem Feiertag seht Ihr mich nichts so schnell wieder! - und runter in die tiefste Südoststeiermark. Dort, wo die Menschen noch Schilcher als Hauptnahrungsmittel im Einkaufswagerl haben und die Züge mit Dampf fahren. In die herrliche Stainzergegend.
Geparkt beim Gasthaus Absetzwirt, von wo man in ca. 128 Varianten auf und um den Reinischkogel gehen kann.
Auf diesen 1240 m Höhe startet man hervorragend, wenn einen die Sonne wieder mal nur auf den Geist geht! Wenn es dort oben Nebel gibt, ist die Grenze wahrscheinlich genau auf 1241,7 m Höhe! Und jetzt ratet mal, was ich dort vorfand?

Auf dem Weg 23 - den man inmitten der anderen 127 Wege erst mal finden muß - gehts über die Forststraße durch den Wald. Es sind kaum Steigungen zu erwarten, hab ich in über einer Stunde doch nur 200 Höhenmeter zurückzulegen.

Forstautobahn
Schön ist die Wanderung anfangs nicht gerade. Die - ich nenn sie mal zärtlich - Forstautobahn ist von der Befahrung durch schwerer Gerätschaft ja nicht grad ein zierliches Weglein, das sich da so durch den Wald schlängelt, und Wald ist mehr in toter Form, sprich geschlägerter Baumstämme vorhanden.
Wenn man dann aber zur Stainzbachquelle kommt, die eher an ein Sumpfgebiet erinnert, als an eine frisch sprudelnde Quelle, schlägt man den Weg 555 ein und findet dort dann das vor, was Bergbewohner als "Wanderweg" bezeichnen. Jetzt gehts auch mal bergauf - irgendwo müssen die 200 Höhenmeter ja sein. Zwischen den vereinzelten Regentropfen (die sich auch im Nebel wohlfühlen) bläst ein kalter Wind durch.
(Ja,ich gebs zu, ich hab ein Gespür für ideales Wanderwetter!)
Eine einzelner Wanderer (der einzige an diesem Tag, der mir begegnet) spricht weise Worte: "Heit kummt sicha no mea Regn!" Jaja, die Menschheit weiß Bescheid. Und schaut nach der ZIB Wetter.

Ein kleines Stück noch und man sieht schon die enzückende Hubertuskapelle unweit des Gipfelkreuzes.
Die Sicht vom Reinischkogel (1445 m) ist berauschend. Ich kann den Anfang des Waldes ca.200 m weiter erkennen. Irgendwo soll auch Süden sein.

Gugu, ja wo issi denn, die Aussicht?
Nach den obligatorischen Fotos, dem obligatorischen Eintrag ins Gipfelbuch und dem obligatorischen Drauf-Vergessen nachzusehen, obs in der Nähe auch einen Geocache gäbe, spazier ich - auf einem der noch immer 68 Wege - weiter Richtung "Reinischwirt".

Und da ist er auch schon: Mein guter, alter Freund der Donner. Die Natur muß angeben - eh klar - aber mich kann sie nicht beeindrucken. Ich bin grad im Wald, als irgendwo über mir ein bisschen Feuchtigkeit runterkommt. Nicht mal wert, die Regenjacke aus dem Rucksack zu holen. 20 min später beim "Reinischwirt" angekommen, ist der Spuk auch schon wieder vorbei.
"Strahlende Schwammerl"
alias Baumpilze
Ich wandere ca.10 min auf der "Gamser Panoramastraße" weiter bis der Wanderweg dann wieder links in den Wald abzweigt. Und - ihr werdet es kaum glauben - auf der Panoramastraße hab ich doch tatsächlich ein Panorama. Nicht nur bis zum Apfelbaum am Straßenrand, nein, der Himmel klart auf und ich erblicke sogar ein paar Berge in weiterer Entfernung.

Gigantischer Felsofen
mitten im Wald

Ein richtiges Panorama!
Und dann im Wald scheint plötzlich die Sonne und verzauberten das feuchte Unterholz in eine verwunschene Märchenlandschaft. Von allen sonnenbeschienenen Plätzen steigt Dampf auf. Ich bin ganz verzückt und dann gleich noch begeisterter, als ich ganz plötzlich vor einem massiven Felsofen mittem im Wald vorbeistolpere. Ist sogar als Naturdenkmal gekennzeichnet.
Hier dürfte es kurz gehagelt haben. Im Schatten ist der Boden noch ganz weiß von den kleinen Hagelkörnern. Interessant, dass ich zuvor - ein paar Kilometer weiter weg - nichts davon merkte.

Die Sonne scheint immer noch, als ich beim "Absetzwirt" wieder aus dem Wald trete und so beschließe ich, die zweite Runde über den Rosenkogel anzugehen.
Auf dem Weg 569 gehts in die entgegengesetzte Richtung gleich recht steil bergauf durch den Wald. Nach ca. 20 min bin ich dann auch schon oben, auf dem 1362 m hohen ähm, naja, Kogel.
Das Gipfelkreuz thront ganz cool auf einigen großen Steinblöcken und macht mich wieder mal drauf aufmerksam, dass die Kombi ICH, GIPFELKREUZ, GEWITTER auch diesmal wieder zutreffen wird.
Denn kaum bin ich dort, hat sich die Sonne verabschiedet, naja, die Sonne ist noch da, aber davor und rundherum und eigentlich überall haben sich dunkle Wolken zusammengeschoben. Es sieht danach aus, dass rund um mich schon Unwetter niedergehen würden.
Da ich aber noch im Trockenen stehe, im Notfall in 10 min beim Auto bin und außerdem auch mal der menschlichen Sünde, der Völlerei, nachkommen will, jausne ich erst mal gemütlich eine Runde Tofulaibchen. Typische Gipfeljause eben.

Kapelle am Rosenkogel
Mit der Gemütlichkeit ists vorbei, als eine sneakerbeschuhte und nur t-shirt tragende Familie lärmend daherstolpert. Das Kind macht sich mit seinen 12 Jahren schon sehr früh darüber sorgen, dass er früher als üblich pflegebedürftigen Eltern zu betreuen hat und grölt alle 3 Meter, wenn er über faustgroße Steine steigt, zu seinen Eltern: "Aufpassen, da is sooooo rutschig. Ich wär fast hingefallen!"

Tofulaibchenverdauend mach ich mich aus dem Staub zurück zum "Absetzwirt" und Auto und komme gerade rechtzeitig. Ca.20 m vorm Auto geht ein wahrhaftiger Hagelschauer nieder und hält gut 15 min. an.
Hagelweiß, so ein Sch***


Ich warte im Auto unter einem Baum und denke an die Familie.
Die werden doch wohl nicht auf den Hagelkörner oder dem nassen Waldboden rutschen? Nein, so Sneakerschuhsohlen machen sich jetzt sicher bezahlt!

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