Montag, 25. April 2011

Spontanhiking auf den Schiffall und den Kreuzkogel


Duat gehts auffi!
Spontanhiking - ja, das könnt sogar ich erfunden haben! So ganz ohne Vorbereitung Wanderzeugs schnappen, mich in den Zug setzen und dort mal auf die Karte schauen, was sich da zum Besteigen so anbietet. (Ja, ich hab bewußt diese Wortwahl benutzt, um Euch wieder mal anständig zu erheitern! Ich weiß ja, was Ihr braucht!;-) )

Spontanhiking: Ein Begriff, den der Liebste nicht in seinem Wortschatz hat und sicher auch nicht aufnehmen wird. Solangs eine app gibt, die das verhindert... bzw. solange es apps gibt, mit denen man minutiös seinen Tagesablauf planen kann.
Spontanhiking: Nichts für schwache Nerven, ...
die sich auf Zugplanapps verlassen und die Realität dann anders erleben. Oder mit Regen rechnen, dann aber am Gipfel in ein Gewitter kommen. Oder sich an Wegmakierungen halten, dann aber einen umgebauten Wald vorfinden.

Frohnleiten Skyline
Die Superspontanhiker unter Euch sagen jetzt sicher: Von wegen spontan! Wirklich spontan ist: Noch im Pyjama ein Auto nach irgendwohin stoppen, mit geschlossenen Augen einen Berg raufgehen, sich von Tautropfen zu ernähren und am Gipfel mal kurz schauen, wo man ist. Und dann mit dem Fotoapparat, den man zufällig in der Pyjamahosentasche (aber leider ohne Akku) mithat, ein Foto nicht schießen! (An alle NackschläferInnen unter Euch: Es hat schon auch Vorteile, wenn man Pyjamas trägt!)
Ja, Ihr Superspontanhiker seids eh super!

Schiffall (1221 m)
Ich bin jedenfalls mit Wanderzeugs UND Regengewand UND Trinkflaschen UND Wanderkarte für ein ungefähres Gebiet ("Grazer Bergland") zum Bahnhof geöffist. Das mit den Öffis war schon wieder so spontan, dass ich erst im Bus draufgekommen bin, dass ich ja auch mit dem Rad hätte fahren können!
Hätt ich mich nicht auf die ÖBBScotty app verlassen, wär ich a Bahnhof wahrscheinlich nicht 50min im Leykam herumgekrebst um auf einen Regionalzug Richtung Bruck zu warten. (Die ÖBBScotty app kann ja nix dafür, wenn ihr niemand sagt, dass Ostermontag ein Feiertag ist!)

Apfelbaumsex
Das Zugfahren war auch heute wieder schön. (Nachdem ich meine durchnittliche jährliche Bahnbenützung in den letzten 3 Tagen um ca. 100% gesteigert hab, darf ich von "wieder" sprechen!)
Im Zug hab ich mich dann auch dazu entschieden, in Frohnleiten rauszuspringen, entlang der Bundesstraße nach Laufnitzdorf 440 m) zu gehen und von dort aus auf dem Weg 531 zum 1221 m hohen Schiffall und dann weiter auf den 1181 m hohen Kreuzkogel zu keuchen. Der Abstieg würde dann weiter nach Mixnitz erfolgen, wo ich dann wieder ca 50min auf einen Regionalzug warten würde. (Gut, letzteres wusste ich beim Start noch nicht!)

Der Wege von Frohnleiten nach Laufnitzdorf zieht sich ja dezent, was mir angesichts der fast sommerlichen Temperaturen aber weniger ausmacht. Der durchgehende Straßenlärm ist - trotz Wochenendverkehrs - eher nervend.
Löwenzahnsex
In Laufnitzdorf ist der "Einstieg" schnell gefunden und bis zu einem Gehöft ist der Wanderweg abwechslungsreich, die Steigung moderat und die Natur einfach himmlisch. Alles blüht und zwitschert und summt. Und noch gibts keine Bremsen die bremsen!
Aber dann wirds für mich Zum-ersten-Mal-in-diesem-Jahr-auf-einen-Berg-rauf Müsserin hart. Gottseidank war ich in der Früh beim Zusammenpacken so spontan, dass ich auf die Pulsuhr vergaß. Ich wills lieber nicht wissen!
Ich verfluche die Erfinder von steilen Wanderwegen und ich verfluche die Erfinder von Spatzen in den Beinen nach Skatingtouren.

Aber das Wetter hält! Fast durchgehend Sonne, eine einzelne kleine Wolke spuckt ein paar Tropfen runter, in der Ferne lässt sich überm Schöckl und über anderen Hügeln Regen erahnen. Aber mit Regen kann ich umgehen. Der trocknet meistens sogar wieder von selbst!

Na, wo isse denn? Ja such! Such schön!
Und dann bin ich am "Gipfel". Nehm ich mal an, Gipfelkreuz find ich zwar keines, aber in einem Buch an einem Baum schreib ich was rein. Sicherheitshalber nur mit dem Vornamen unterschreiben, denn wenns doch kein Gipfelbuch ist.....
Schöne Waldwanderung
Aussicht gibts nicht viel, aber das hat mir mein Wanderführer schon verraten und daher marschiere ich gleich weiter zum 15 min entfernten Kreuzkogel.
Der Pfad zwischen den beiden Gipfeln ist genau so, wie ich es mag. Zwischen Felsen im Wald ein bisschen herumklettern, immer wieder bergauf, bergab.
Angeblich solls schiach werden?
Und schon ist man am Kreuzkogel und erlebt dort eine kleine Überraschung: Die Regenwolken in der Entfernung haben sich von einem Hellgrau in ein Dunkelgrau verfärbt, geben sich jetzt auch nicht mehr mit dem "weiter weg sein" ab und machen noch dazu blöde Geräusche! Wie aufs Stichwort blitzt es in dem Moment, in dem ich mich am Stahlseil festhalte. Zuviel Superspontanität muß aber auch nicht sein.

Es feuchtet dezent von oben!
Ich mach schnell ein paar Fotos, beachte die Umgebung mit ein paar kostbaren Blicken, vergesse dabei komplett auf den Tiefblick (Sorry Papa!) und mach mich davon. Die "Umgebung" kann ich dann eh auf den Fotos anschauen.

Irgendwo mitten im Wald zieht dann das Gewitter über mich drüber. Komplett in Polyester gehüllt stell ich mich unter das Dach einer kleinen Holzhütte und warte den ärgsten Regenguß ab, der so schnell vorübergeht, wie er gekommen ist. Geschätzt nicht mal 20 Min. später scheint die Sonne wieder und das Licht, die Farben, der Geruch des feuchten Waldes und der Dunst, der vom Tal aufsteigt verändern die gesamte Stimmung. Die Natur ist auf einmal noch mehr Natur und ich fühl mich ihr viel näher als zuvor. Dieses Naheverhältnis wird nocheinmal gefestigt, als ich am feuchte Waldboden ausrutsche und so intensiven Körperkontakt mit ihr herstelle.

Sonne, Regen, tralala. Die Farben sind hier wunderbar.
Der hat Feuer unterm A****
Ein bisschen Natur in Form von Waldboden nehme ich mithinunter Richtung Mixnitz. Eine zeitlang Richtung Mixnitz, denn dann führt da plötzlich eine neue Forststraße durch den Wald, die meint, sie käme so ganz ohne rotweißroter Farbe aus. Ich folge meinem Instinktem und folge der Straße mal in eine Richtung.
Nach 200 m folge ich dem nächsten Instinkt und hole die Wanderkarte aus dem Rucksack. Und siehe da, der erste Instinkt war falsch. Gut dass der zweite richtig war, so steht es also 50:50!

Röthelstein mountain
Also zurück und links halten und dann ganz genau schauen! Dann sieht man am rechten Straßenrand vielleicht eine Markierung. Aber nur vielleicht! Meine Vielleichtgöttin ist mit mir (ist auch so eine 50:50 Sache) und
zeigt mir den Weg. Begatscht steh ich auf einmal in Mixnitz. Und ziemlich auf die Sekunde genau nach dem Kauf einer Tüte mit Pistazien- und Apfeleis fängt es wieder zu gießen an.

Verschwitzt und verdreckt wie ich bin, bleibt im Zug der Platz neben mir relativ lange frei. Hätt ich jetzt noch einen Pyjama an, hätte ich wahrscheinlich bis Graz meine Ruhe! (Ich sags ja: Pyjama tragen!)


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